Gute Produkte werden von guten Teams gebaut
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Warum wir bei ui/deation Retrospektiven einsetzen, um ganzheitlich als Team und Organismus zu wachsen
„Be curious about the world in which you live. Go deeper than anybody else — that’s how you’ll get ahead.“
Eine kleine Übung zu Anfang. Ihr müsst sie nicht direkt erledigen, aber vielleicht findet ihr ja im Laufe des Tages eine passende Gelegenheit dazu: Nehmt euch noch heute die Zeit jemandem mit dem oder der ihr zusammenarbeitet einen kurzen Moment der Wertschätzung ihrer Person zu widmen. Sagt dem Menschen, was ihr an ihm oder ihr mögt. Seid ehrlich und sagt etwas, das ihr vielleicht nicht zu jemandem sagen würdet, wenn ihr euch gerade erst kennengelernt habt.
Denn genau darum geht es in diesem Artikel: Um Wertschätzung gegenüber den Menschen, mit denen wir zusammenarbeiten und gegenüber der Arbeit, die sie im Team erbringen. Ich möchte in diesem Artikel über Retrospektiven sprechen und wie wir sie bei ui/deation einsetzen. Vor allem möchte ich in diesem ersten Teil einer kleinen Mini-Serie darauf eingehen, warum wir der Retrospektive großen Wert bemessen. In zwei folgenden Artikeln werde ich näher beschreiben, wie wir die Retrospektiven umsetzen und wie wir die Ergebnisse der Retrospektiven in unsere Organisation tragen.
Ja, bei der Retrospektive beleuchten wir auch, und vielleicht sogar vor allem, Dinge, die in der Vergangenheit nicht gut gelaufen sind. Im Wesentlich liegt der Blick jedoch darauf, dass wir in unserer Zusammenarbeit einen wertschätzenden Umgang pflegen und gemeinsam Wachsen wollen.
Unsere Retrospektiven sind geprägt von zwei Leitsätzen. Diese klingen vielleicht zunächst etwas plakativ, doch enthalten sie wichtige Botschaften an die Teilnehmenden.
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Erstens: Wir gehen davon aus, dass wir alle unser Bestes gegeben haben…
Gemeinsam darauf schauen, was wir geschafft haben und wie wir die vor uns liegenden Herausforderungen in Zukunft noch besser bewältigen wollen. Jede Kritik soll Kritik an der Sache sein und nicht zu Kritik an Personen werden.
Zweitens: Was in der Retro gesagt wird, bleibt in der Retro…
Das bedeutet nicht, dass wir uns schämen für die Dinge, die in der Retro auf den Tisch kommen. Es bedeutet, dass wir einen geschützten Raum gewählt haben, der dem gemeinsamen Lernen und Wachsen als Team dient.
„Gute Produkte werden von guten Teams gebaut.“
Einen guten Witz sollte man nicht erklären müssen. Das gilt natürlich auch für ein gutes Mantra. Trotzdem möchte ich kurz erzählen, warum mir gerade dieser Ausspruch im Zusammenhang mit Retrospektiven unglaublich gut gefällt.
Gute Teams können unaufgeregt sagen:
“Wir machen gute Arbeit und wir freuen uns wenn das wahrgenommen wird.”
Gute Teams können aufmerksam sagen:
“Wir haben verstanden, dass wir nur als Team unsere ganze Stärke entfalten.”
Gute Teams können vorausschauend sagen:
“Der Wunsch nicht still zu stehen, ist unsere einzige Chance auf den Klassenerhalt.”
Mit Hilfe der Retrospektiven wollen wir unsere Teams unterstützen, besser in der Zusammenarbeit zu werden, die individuellen Kompetenzen besser zu entfalten und in Folge befähigen, bessere Produkte zu bauen.
Die Retrospektive ist ein Mittel, das vor allem in Scrum als fester Bestandteil zum Ende jedes Sprints eingesetzt wird. Der Zweck dieses Rituals wird im Scrum Guide wie folgt beschrieben:
„Annahmen, die das Team in die Irre geführt haben, werden identifiziert und ihre Ursprünge erforscht. Das Scrum Team bespricht, was während des Sprints gut gelaufen ist, auf welche Probleme es gestoßen ist und wie diese Probleme gelöst wurden (oder auch nicht). Das Scrum Team identifiziert die hilfreichsten Änderungen, um seine Effektivität zu verbessern.“
Gemeinsam arbeiten wir auf ein Ziel hin und haben einen gemeinsamen Antrieb. Um das gemeinsame Ziel zu erreichen, braucht es gute Kommunikation, eine gemeinsame Taktik und funktionierende unterstützende Prozesse. Wir leisten nicht nur als einzelne Menschen sondern als funktions- und leistungsfähige Gemeinschaft gute Arbeit. Wir nutzen die Retrospektive regelmäßig, um gemeinsam unsere Annahmen über die Arbeit im Team zu prüfen. Dies tun wir bei ui/deation in den Projekten aber auch über die gesamte Organisation hinweg.
Dazu richten wir in Retrospektiven den Blick auf
die Menschen bei ui/deation und unser gemeinsames Handeln,
die Organisation ui/deation als von Kultur und Prozessen geprägter Organismus,
die Produkte, die wir als ui/deation kreieren und
die Technik, die uns im Arbeiten bei ui/deation unterstützt.
„You live life looking forward, you understand life looking backward.“
Welche Ziele verfolgen wir mit unseren Retrospektiven?
Auf all diesen Ebenen wollen wir uns kontinuierlich verbessern. Dabei fragen wir uns regelmäßig aktiv, was wir beleuchten können, um besser miteinander zu arbeiten. Die folgenden Fragen zeigen beispielhaft, welche Ziele wir mit der Retrospektiven verfolgen.
Wie können wir als Menschen individuell und in der Interaktion miteinander besser werden? Denn nur wenn wir regelmäßig gemeinsam prüfen, wie zufrieden wir mit unserem Zusammenspiel sind, werden wir zufriedener mit den Ergebnissen unserer kreativen Zusammenarbeit und unseres gemeinsamen Schaffens. Dabei legen wir Wert auf eine respektvolle Zusammenarbeit. Kritik oder Auseinandersetzungen scheuen wir nicht, wir schätzen vielmehr die positive Resonanz.
Wie können wir als Organisation besser werden und unsere Prozesse so gestalten, dass sie uns besser unterstützen?
Denn wir nehmen unsere Organisation als lebendigen Organismus wahr.
Wir schätzen eine Umgebung, in der wir uns trauen, regelmäßig den Status Quo zu hinterfragen, anstatt ihm unreflektiert zu folgen. Die Retrospektive hilft uns neue Methoden, neues Vorgehen und neue Perspektiven aus unseren Kundenprojekten in unsere eigene Organisation zu tragen. Von unterschiedlichen Herangehensweisen können alle profitieren.
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Wie können unsere Produkte und Lösungen besser werden, damit sie einen positiven Impact auf Menschen und Umwelt erzeugen?
Denn wir sind uns bewusst, dass unsere Lösungen und Produkte unmittelbare Auswirkungen haben — zum Beispiel auf die Umwelt und auf die Menschen, die sie nutzen. Wir sind uns bewusst, dass wir Verantwortung übernehmen müssen, für alles, was wir gestalten, sowie die Wege und Mittel, mit denen wir gestalten.
Wie können wir Technik bewusst einsetzen und unseren Einsatz aktiv hinterfragen, damit sie uns besonders dienlich ist und wir nachhaltig mit ihr umgehen?
Denn zu der bereits beschriebenen Verantwortung als gestaltende Menschen, gehört neben Verantwortung für die von uns gestalteten Produkte und Lösungen, auch ein reflektierter Einsatz der Technik, der wir uns beim Gestalten bedienen.
Was beleuchten wir in unseren Retrospektiven?
Was können wir aus unserer Kommunikation und Interaktion in der Vergangenheit lernen und daraus für unser Handeln in der Zukunft ableiten? Die folgenden Fragen zeigen beispielhaft auf welchen Ebenen wir in den Retrospektiven unser gemeinsames Arbeiten reflektieren.
Was lief besonders gut und worauf können wir stolz sein?
Retrospektive bedeutet nicht nur Verbesserungswürdiges zu beleuchten, sondern auch den Blick darauf zu richten, was gut lief. Der Blick auf das Erfolgreiche hilft uns darauf zu fokussieren, was wir bereits für die Zukunft gelernt haben. Manches wurde von Anfang an gut umgesetzt, anderes wurde erst im Laufe des Projektes als guter Weg identifiziert. Die Reflexktion hilft uns bei zukünftigen Projekten schon früher den richtigen Weg einzuschlagen.
Hatten wir die Projektziele, aber auch unsere Unternehmensziele im Blick und haben diese umgesetzt?
Hierbei blicken wir darauf, ob uns die Ziele des Projektes durchgängig klar waren und ob wir diese erfolgreich verfolgt haben. Dabei ist es wichtig zu betrachten, ob diese Ziele transparent für alle Beteiligten ersichtlich waren. Zudem ob sich die Ziele im Laufe des Projektes verändert haben und ob dies rechtzeitig kommuniziert wurde. Ganz wichtig natürlich, ob die Projektziele erreicht werden konnten und falls nicht, welche Faktoren dazu geführt haben.
Haben wir eine gemeinsame Taktik verfolgt und diese erfolgreich umgesetzt?
Das Wort Taktik beschreibt sehr schön auf welcher Flughöhe wir hierbei innerhalb der Retros die Projekte beleuchten. Wir blicken auf unser gemeinsames Vorgehen und unser als Team abgestimmtes Verhalten. Die Retrospektive hilft uns die gemeinsame Taktik zum Erreichen unserer Ziele zu prüfen und ob diese erfolgreich verfolgt wurden.
Konnten wir als Individuen unseren bestmöglichen Beitrag zum Projekt einbringen?
Hierbei blicken wir vor allem auf Bedingungen, die bereit standen, um allen Teammitgliedern ein möglichst reibungsfreies Arbeiten zu ermöglichen. Zu Anfang wurde bereits angeführt, dass wir in der Retrospektive davon ausgehen, alle unser Bestes gegeben zu haben. Wenn es dann trotzdem mal nicht so lief wie erhofft, dann sind es die Bedingungen, an denen wir ansetzen sollten. Gemeinsam wollen wir Lösungen finden, wenn wir als Einzelne nicht unseren besten Beitrag einbringen konnten. Auch deshalb ist die Retrospektive ein wichtiger Teil der Wertschätzung gegenüber dem Beitrag aller Beteiligten.
Hatten wir als Team die bestmöglichen Bedingungen, um miteinander, sowie mit Kund:innen und externen Beteiligten in Interaktion zu gehen?
Hierbei blicken wir vor allem auf das interaktive Handeln. Was können wir aus unserem operativen Handeln in der Vergangenheit lernen und daraus für unser gemeinsames Vorgehen in der Zukunft ableiten. Wir beleuchten welche Prozesse und Rituale uns dienlich sind und welche noch verbessert werden können. Hierzu gehören beispielsweise die Nutzung von Meeting-Formaten und auch der Einsatz von Tools.
Waren wir technisch ausreichend befähigt gute Produkte zu bauen und haben wir die richtigen Werkzeuge gewählt, um unsere Ziele zu erreichen?
Hierbei blicken wir vor allem auf die zur Verfügung stehenden technischen Mittel. Eine Retrospektive half uns beispielsweise kürzlich dabei, kritisch den Einsatz eines neuen Tools im User Testing zu bewerten. Wir reflektierten das User Testing allgemein und legten besonderen Fokus auf das Thema Tooling. Als Beispiel für ein konkretes Ergebnis ergab die Diskussion, dass das Tool ein sehr gutes Setup für unser Testszenario bat, nur für das Protokollieren ungeeignet war.
„Wer aufhört, besser zu werden, hat aufgehört, gut zu sein.“
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Retrospektiven durchzuführen, bedeutet für uns, rechtzeitig zu erkennen, wenn wir mal nicht auf dem besten Wege sind. Gemeinsam prüfen wir regelmäßig unsere Richtung und ob wir die richtigen Mittel nutzen, um diese Richtung zu verfolgen. Das hilft uns regelmäßig herauszufinden: Wie zufrieden sind wir mit unseren Produkten und Lösungen, wie zufrieden sind wir mit unserer Arbeit und was können wir mit Blick in die Zukunft noch lernen?
Wie bereits angekündigt, ist dieser Post der Anfang einer Mini-Serie. Wir wollen Einblicke geben, wie wir Retrospektiven über Projekt-Sprints hinaus einsetzen und als Instrument nutzen, um als Organismus ui/deation zu lernen. In diesem Post haben wir beschrieben, wie wir den Einsatz von Retrospektiven für uns verstehen.